Zum 1. Januar 1603 erschien
in Tübingen aus der Druckerei von M. Erhard Cellius,
Poet- und Geschichtsprofessor, nachstehende Glückwünsche
und Huldigung an Herzog Friedrich I. von Württemberg.(1)
Zu einem späteren Zeitpunkt
liefert Cellius uns eine detailgenaue Beschreibung der
Festlichkeiten anlässlich der Verleihung des
Hosenbandordens an den Herzog.
Hier werden nur zwei
kleinere Auszüge der seitenlangen Beschreibung der
Verdienste des Herzogs ausgewählt und dargestellt. Sie
betreffen die Hauptstadt Stuttgart und die neu
gegründete Stadt, die heute Freudenstadt heißt.
In
beiden Auszügen wird meines Erachtens deutlich, welches
Bewusstsein bei den Zeitgenossen von 1603 über beide Orte
vorherrschte und wie Kritik in Lobhuldigungen versteckt
werden konnte.
Württembergisch Neues Jahr
Das ist
über das
nachfolgende Bildnis
des Durchlauchten
Hochgeborenen
Fürsten und Herren
Herr
Friderichs Herzog zu Württemberg und
Teck, Graf zu
Mömpelgard/ Herr zu Heidenheim/beider
uralten königlichen Orden in Frankreich S. Michaels / und
England des
Hosenbandes Ritter/ u.
Geschlechts / Lebens /
Regierungs/und ganzen Landes
Württembergs
kurzer Lob: Ehren: und
Wunschspruch:
Ihrer Fürstl.
Gnaden und dem Christlichen /
Hochlöblichen
/ Fürstlichen Haus und Lande Württem-
berg / zu
gnädigem Wohlgefallen/untertänigen Ehren /und Glück-
wünschung
dieses eingehenden/gnadenreichen Neuen Jahres
Gestellt durch
M.
E r h a r d u m C e l l i u m
Poetischen und
Historischen Professors Hoher
Schule zu Tübingen
Als
Hohen-Urach und Neuffen/
Asperg und Hohen-Tübingen/
Schorndorf und Kirchen nicht
vergessen/
ja freilich Hohentwiel nicht
missen/
und sonst der Schlösser noch
mehr/
die dieses Landes sind Ehre und
Wehr.
Mit starker Besatzung so
darinnen
ohne Unterlass zu (unter)halten
sind.
Will nichts sagen in der
Hauptstadt
Was auf das Fürstliche
Hofschloss geht/
Will nichts sagen was der
Lustgart(en
jährlich kostet zu seinem Unterhalt (Wartung).

Davon
ich aber sage von eigener Hand
tat dieser Fürst allein im Land
nämlich vermehrt mit großem
Fleiß
Sein Kammergut / billigerweise.
Eine Silbergrube hat er gefunden
mit der es wohl und glücklich
geht:
(Doch hat er großes Geld darauf verwendet,
bis er einen solchen Haufen
an Bergknappen/Schmelzern und alle
die gebraucht werden/ Offizialen.)
Am Wasser Forbach im Schwarzwald
da er auch baut von herrlicher
Gestalt
von Grund auf eine schöne neue
Stadt
die schon all ihre Bestellung
(Planung) hat/
Tor/ Graben/ Kirche/ Kauf- und
Rathaus/
Schloss auf dem Markt bestellt
durchaus/
Acht Brunnen darauf: Was sag ich
nun?
Zu diesem Abschnitt gibt es die neben
stehende Randbemerkung mit "Frewdenstatt"!
Acht Brunnen darauf: Was sag ich
nun?
Er baut auch sonst neue
Schlösser gar
und unterhält stattliche Bauten fürwahr:
Calw/Heidenheim/Tübingen/Stuttgart
bezeugen es: Ich schweige über
die Schifffahrt,
die er den Neckar hinab führen
will/
damit dieses Land auch dieses
habe.
Das Wunder oder Bad Boll
von Grund auf hat gebaut seine
Fürstliche Gnaden/
das Wunderbad ist es zurecht
genannt/
seine Wirkung ist schon weit
bekannt/
wie davon ein großes Traktat
Doktor Bohin geschrieben hat.
Was können wir daraus ableiten?
1.
Zu Beginn des Jahres 1603 ist bekannt, dass Herzog Friedrich den Hosenbandorden erhalten wird. Die engliche Delegation kam aber erst zum 2. (- 14.) Oktober 1603 zur Überreichung nach Stuttgart.
2.
Hofschloss und Lustgarten in der Hauptstadt Stuttgart verschlingen so hohe Summen, dass der Dichter darüber lieber schweigt!
3.
Offensichtlich weiß man, dass der Bergbau und die Silbergewinnung im Christophstal erst mal viel Geld verschlungen hat, ehe Erträge sichtbar wurden.
4.
Die Planung der neuen Stadt (Freudenstadt) ist in Einzelheiten (bis zu acht Brunnen) bekannt, aber offensichtlich weiß man auch von Problemen, sonst käme kein Verweis auf "andere Zeiten".
5.
Zum Jahresbeginn 1603 wird von Cellius der Stadtnamen "Frewdenstadt" in der Randbemerkung genannt! Dies muss bedeuten, dass der Name schon festgelegt und allgemein bekannt war! Um so mehr verwundert es, dass Schickhardt bis zum Schluss bei "Fredenstatt" geblieben ist.
Quellen:
https://doi.org/10.11588/diglit.55365

Letzte Änderung: 03.06.2025
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