Sequoyah
Betroffen von den kriegerischen Auseinandersetzungen und der "Vertreibung" seines Volkes hatte er erkannt, dass die Kommunikationsmöglichen durch Lesen und Schreiben einen riesigen Vorteil bringen. So suchte er eine Möglichkeit die Cherokee-Sprache zu Papier zu bringen und erfand in jahrelanger Arbeit, unterstützt von seiner Tochter, die Silbenschrift, die in kürzester Zeit von seinen Stammesgenossen gelernt und bis heute benutzt und gelehrt wird. Bis zu seinem Tod hoffte und glaubte er, die Teilung seines Volkes in Östliche und Westliche Cherokee mit seiner Schriftsprache überwinden zu können. Er installierte das erste öffentliche Schulsystem (1842) für die Cherokee. Sequoyah genoss ein hohes Ansehen und muss eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Er starb 1843.- Bei den Cherokee gilt er bis heute als "IHR" großer Gelehrter und Pädagoge! Sein Name taucht durch zahlreiche Ehrungen in den verschiedensten Zusammenhängen auf. Siehe z.B. den Sequoia-Nationalpark. (Schöne Baumbilder!) Auf youtube kann man zu seiner Person folgenden Filmbeitrag finden:
https://www.youtube.com/watch?v=GDPSpksJvtY
Der Name seines Vaters war "Nathaniel Gist" (1733 - 1812), ein typischer "Grenzgänger" zwischen der indianischen und der weißen Kultur. Er war ein vielbeachteter "Soldat" und im sog. Franzosen- und Indianerkrieg (Cherokee-Krieg 1760) als auch im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Zeitweise (1760) war er Gefährte von Daniel Boone, der als Vorbild für den literarischen "Lederstrumpf" von James F. Cooper gilt. Zwischen den Kriegen lebte er als "Händler" etliche Jahre unter den Cherokee. Dort war er mit der Schwester (oder Nichte ?) "Wurteh" des berühmten Cherokee-Häuptlings "Doublehead" (1774-1807) liiert.
Nathaniel Gist fungierte später als Vermittler bei allen Geschäften der Cherokee mit den Weißen. Seine Beziehungen zu den Cherokee waren so freundlich, dass sie ihm 1761 das strategisch wichtige "Holstons Long Island" verkauften. Als Nathaniel Gist seinen Besitzanspruch geltend machen wollte, kam es im Vertrag von 1777 zu einem Vorbehalt. Im Memorandum nach Artikel 6 werden Col. Nathaniel Gist und das Grundstück namentlich erwähnt!
Schon sein Vater, Christopher Gist, der ein zeitweiliger Begleiter von George Washington war, hatte gute Verbindungen zu den Cherokee. Washington nutzte sowohl die Fähigkeiten von Christopher als auch die von dessen Sohn Nathaniel. Er blieb der Familie Gist lebenslang verbunden.
Das genaue Geburtsjahr kann nur geschätzt werden. Wichtig sind dabei Erinnerungen von Sequoyah, die er seinem Cousin James Wafford schilderte: Eine Friedensdelegation der Irokesen besuchte die Cherokee im Jahr 1770 in Echota. Sequoyah, damals ein Junge von ungefähr 10 Jahren, war bei den Friedensverhandlungen dabei und konnte sich an die Vorkommnisse genau erinnern. Dieser Umstand weist auf ein Geburtsjahr um 1760 hin.
Ein Zeitzeuge, General James Taylor aus Kentucky, berichtet folgende Begebenheit:
"Als ich im Frühjahr 1793 nach Kentucky zog, ließ ich meine Kompanie ein Stück weit zurück, bevor wir Redstone (heute Brownsville) erreichten. Ich erfuhr, dass Col. Gist mit einer großen Anzahl Sklaven angekommen war und etwa eine halbe Meile oberhalb des Baches lagerte, nach dem das alte Fort (Redstone) benannt war. Ich besuchte Col. Gist in seinem Lager. Ich fand ihn unter seinem Markise sitzen, der ihn und seine Offizierskollegen zweifellos vor den Stürmen vieler kalter und trostloser Nächte geschützt hatte. Er war ein ehrwüdig aussehender Mann, ich schätze, er war fast 60 Jahre alt; kräftig gebaut, etwa 1,80 m groß und von dunkler Hautfarbe. Es war das erste Mal, dass ich ihn sah, aber als ich mich bei ihm vorstellte, teilte er mir mit, dass er meinen Vater gut kannte und, glaube ich, gemeinsam in der gesetzgebenden Versammlung von Virginia oder im Staatskonvent gedient hatte, vielleicht auch in beiden.
Während ich bei ihm war, kam ein gutaussehender junger Mann zum Markt und wurde hereingebeten. Er trug selbstgesponnene Kleidung, war sehr ordentlich und ein schöner, großer, gutaussehender junger Mann. Er schien dem Oberst etwas sagen zu wollen. Schließlich fragte er, ob er etwas mit ihm zu tun hätte oder ihm etwas sagen wolle; und der Oberst erkundigte sich nach seinem Namen. "Mein Name ist Gist, Sir", sagte der junge Bursche. "Nun tatsäcächlich", sagte der Oberst, "und wer ist Ihr Vater?" "Aber, Sir", sagte er, "man hat mir gesagt, Sie seien mein Vater". "Nun, tatsächlich", sagte der Oberst, "und wer ist Ihre Mutter?" "Betsy". "Oh, sehr wahrscheinlich ist es so; ich kannte vor einigen Jahren ein Mädchen dieses Namens gut als ich das Redstone Fort befehligte." Der junge Mann wirkte etwas verlegen und der Oberst schien etwas ratlos, und ich beschloss, mich zu verabschieden, da es vielleicht angenehmer wäre, wenn sie dieses heikle Thema allein besprechen würden...... Ich traf den ehrenwerten John Breckenridge, als er mit seiner Familie auszog. Er kannte Col. Gist. gut und sagte, er sei in seinen jüngeren Tagen ein großer tapferer (Soldat) gewesen. Ich hätte Col. Gist Namen in dieser Erzählung nicht erwähnen sollen, aber vor ein paar Jahren kannte ich ein Familienmitglied von Col. Gist. und fragte die Person, ob sie den jungen Mann kenne. Sie sagten, sie wüssten etwas über ihn; er sei in den Westen gezogen und reich geworden; die ganze Familie habe ihn als nahen Verwandten erkannt und er habe der Familie viele wichtige Dienste erwiesen."
Hier erhalten wir zwei wichtige Hinweise:
1. "Redstone Fort" und 2. "reich geworden".
Zu 1:
Das Fort Redstone wurde 1759 von
Zu 2:
Tatsächlich war Sequoayah durch den Vertrag von 1828 (Artikel 5), in dem ihm 500 Dollar für seine Verdienste zugesprochen wurden, ein für damalige Verhältnisse ein "reicher" Mann geworden. Siehe Fußnote ****!
Einen weiteren indirekten Hinweis kann man aus folgenden Umständen ableiten:
Nathaniel Gist war "der" Händler, auch im Namen
seines Vaters, Christopher Gist, bei den Cherokee. Wie und wo wurde
damals "gehandelt"? Es wurden sog. "Stores" betrieben, die auch als
Versammlingsort dienten. Man traf sich dort, tauschte Neuigkeiten aus,
rauchte zusammen Pfeife...
"Dieses Haus ist typisch für das, was eine "bügerliche" Cherokee-Familie des frühen 19. Jahrhunderts bewohnt hätte. Die Einrichtung in den Häusern der Cherokee variierte stark je nach Wohlstand der Familie.... Traditionelles Handwerk wie Korbflechten, Töpfern und Fingerweben waren noch weit verbreitet, daher gab es in den Häusern der Cherokee normalerweise eine Vielzahl handgefertigter Gegenstände sowie andere Gegenstände, die in örtlichen Geschäften gekauft wurden." So könnte auch das Store ausgesehen haben.
Ist es ein "Zufall", dass die Mutter von Sequoyah bis zum ihrem Tod einen "Store" betrieben hat, den Sequoyah danach übernahm? Mit großer Wahrscheinlichkeit sind sich Nathaniel Gist und seine "indianische Frau" über die Handelsbeziehungen begegnet. Sequoyah arbeitete, bevor er sich an die Entwicklung der Silbenschrift machte, lange Zeit als angesehener Schmied und Silberschmied und betrieb später den Store seiner Mutter.
Bei der Entwicklung seiner Schrift versuchte er zunächst, für jedes Wort ein anderes Zeichen zu erstellen, gab dies jedoch nach mehreren Monaten auf, da die Anzahl der Zeichen zu groß war, um sie sich merken zu können. Dann versuchte er, für jede Idee ein eigenes Zeichen zu erstellen, stellte jedoch fest, dass ein solches System zu viele Schwierigkeiten mit sich brachte. Seine Familie fand dies schlimm, denn während der zwölf Jahre, in denen er am Alphabet arbeitete, vernachlässigte er jede andere Arbeit.
Sequoyah entdeckte, dass die Sprache aus einer
Reihe wiederkehrender Laute bestand, dass es bestimmte stimmhafte Laute
gab, mit denen die Wörter endeten, und andere, weniger ausgeprägte
Laute, die diese begleiteten, um das Wort zu bilden. Er machte sich
daran, die Sprache zu analysieren, besuchte alle öffentlichen
Versammlungen und hörte allen Reden und Gesprächen aufmerksam zu, um
sicherzugehen, dass kein Laut überhört wurde.
Er besorgte sich ein altes englisches Buch und obwohl er keine Ahnung von den Lauten hatte, die die englischen Schriftzeichen darstellten, beschloss er, diese Schriftzeichen für seinen Gebrauch anzupassen. Die Formen waren einfacher und deutlicher als die, die er gemacht hatte, sie waren leichter zu lesen und zu merken.
Nachdem er einige
der Buchstaben übernommen, andere verändert und einige eigene Formen
erfunden hatte, verfügte Sequoyah über ein Alphabet oder vielmehr eine
Silbenschrift, mit der er jedes Wort seiner Muttersprache schreiben
konnte.
1824 beschloss der Generalrat der Eastern
Cherokees, Sequoyah als Zeichen der Auszeichnung eine große
Silbermedaille zu verleihen. Die Medaille wurde in Washington unter der
Aufsicht von John Ross (Häuptling) hergestellt, der zum Zeitpunkt der
Abstimmung Präsident des oberen Ratszweigs gewesen war und sich als
Delegierter der Eastern Cherokees in Washington aufhielt. Auf der einen
Seite der Medaille befand sich eine Büste, umgeben von der englischen
Inschrift "überreicht an George Gist vom Generalrat der Cherokee für
seinen Einfallsreichtum bei der Erfindung des Cherokee-Alphabets". Auf
der anderen Seite waren zwei Pfeifen mit gekreuzten Stielen abgebildet,
umgeben von derselben Inschrift in Cherokee. Es war beabsichtigt,
Sequoyah die Medaille in einer Vollversammlung des Rates zu überreichen,
aber als Häuptling "Path Killer" erfuhr, dass er beabsichtigte, im
Westen zu bleiben, wies er John Ross an, sie ihm mit einem
entsprechenden Brief zuzusenden, was auch geschah. Sequoyah trug die
Medaille für den Rest seines Lebens und als er starb, wurde sie mit ihm
begraben.
Im Jahr 1828 war
Sequoyah Teil einer Delegation, die von den Arkansas Cherokees nach
Washington geschickt wurde, um einen Vertrag auszuhandeln, durch den
ihre Ländereien in Arkansas gegen Ländereien im heutigen Bundesstaat
Oklahoma getauscht werden sollten.
Im Jahr 1839 wurden die östlichen und westlichen Cherokees durch ein spezielles Unionsgesetz vereint. Zu diesem Zweck wählte jede Division einen speziellen Rat, und die Oberhäupter jeder Division wurden als Präsident und Vizepräsident bezeichnet, um sie von den üblichen Bezeichnungen Häuptling und stellvertretender Häuptling zu unterscheiden. George Lowrey war der Präsident der östlichen Cherokees und Sequoyah war Präsident der westlichen Cherokees.
Im Frühjahr 1842 machte sich Sequoyah in Begleitung seiner Söhne auf den Weg zu den mexikanischen Besitzungen im Südwesten, um andere Cherokee-Gruppen zu finden und sie zur Rückkehr in die Nation zu bewegen. Unterwegs wurden ihnen die Pferde gestohlen, was zur Trennung von Vater und Söhne führte. Sequoyah blieb an einer "Höhle" zunächst allein zurück. Dort wurde er von einem Hochwasser überrascht, das all seine Vorräte wegspülte. Er machte sich deshalb allein auf den Weg und hinterließ einen Brief an seine Söhne. Nach zwei Tagen wurde er von ihnen gefunden. Gemeinsam erreichten sie das gesuchte Cherokee-Dorf.
Sequoyah konnte die Cherokees im Dorf nicht dazu
bewegen, mit ihm zurückzukehren. Aufgrund seines Alters und seiner
Schwäche war er nicht in der Lage, sofort heimzukehren. Im Laufe des
Sommers verschlechterte sich sein Zustand und er starb im Juli oder
August 1843.
Der folgende Brief
gibt den ausführlichsten Bericht über
Sequoyahs Tod:
Warrens Handelshaus, Red River,
21. April
1845.
"Wir, die unterzeichnenden Cherokees, direkt aus
den spanischen Dominions, bestätigen hiermit, dass George Guess von der
Cherokee Nation, Arkansas, im August 1843 in der Stadt
San Fernando gestorben ist. Sein Sohn Chusaleta befindet sich zu dieser
Zeit am Brasos River in Texas, etwa dreißig Meilen oberhalb der
Wasserfälle, und er beabsichtigt, im Herbst nach Hause zurückzukehren.
Obwohl ein Arzt glaubt, das Grab des berühmten
Cherokee-Anführers Sequoyah gefunden zu haben, riet ein Stammesvertreter davon
ab, die Stätte, an der dessen Leiche liegen könnte, zu stören.
Der stellvertretende Häuptling der Cherokee, Hastings
Shade, sagte am Donnerstag bei einem Treffen der American Indian Chamber of
Commerce in Tulsa, die Cherokee seien der Ansicht, ein Leichnam müsse für immer
begraben werden.
"Wir gehen nicht zurück und graben sie aus", sagte er.
Charles Rogers aus Brownsville, Texas, suchte jahrelang
nach der Stätte und glaubt nun, dass Sequoyahs Überreste unter einem mit Felsen
bedeckten Grab in einer Höhle in der Nähe des ehemaligen Dorfes Sara Rosa im
Norden Mexikos ruhen könnten.
Obwohl er keine Beweise hat und frühere Suchen erfolglos
blieben, hat Rogers Shade gebeten, nach Mexiko zu reisen, um die Stätte zu
erkunden.
Rogers sagte, dass möglicherweise genetische Tests nötig
seien, um die Glaubwürdigkeit etwaiger Entdeckungen zu bestätigen. Doch würden
auch Sequoyahs persönliche Gegenstände - darunter eine Medaille, die ihm 1824
vom Stammesrat der Cherokee verliehen wurde - die Grabstätte bestätigen.
Rogers sagte, eine 96-jährige Frau habe ihm eine Karte der
mutmaßlichen Grabstätte gezeichnet, auf der eine Quelle, ein Bach und die Höhle
verzeichnet seien.
Er sagte, ein Stein mit Sequoyahs Namen in Cherokee sei vor
Jahren von einer Cherokee-Familie aus der Höhle entfernt worden, weil sie
befürchtete, Vandalen könnten ihn finden.
Ohne Sequoyah hätte es
auch nicht den
"Cherokee
Phoenix" gegeben,
die erste indianische Zeitung in
den Vereinigten Staaten.
Sie wurde ins Leben gerufen, nachdem die Cherokee eine Druckerpresse angeschafft hatten. Sie wurde erstmals 1828 in New Echota (Georgia), der Hauptstadt der Cherokee Nation, gedruckt und erschien wöchentlich in englischem und Cherokee-Text. So erschien bald auch eine schriftliche Verfassung der Cherokee Nation. 1835 konfiszierte eine Milizeinheit die Presse um zu verhindern, das gegen die "Umsiedlung" Stimmung gemacht werden konnte. Im gleichen Jahr gab die Cherokee Nation ihr gesamtes verbliebene Land östlich des Mississippi auf.
Sequoyah wird bei den Weißen unter dem Namen "George Guess" geführt, was möglicherweise auf einen Hörfehler des namenserfassenden Protokollanten der weißen Delegation oder des Dolmetschers zurückzuführen ist. 1826 wurde er im Christian Observer in London als "George Guyst", anderenorts als "Guist" benannt. Ausgesprochen wurde "Gist" zu "Guest".
Trotz aller Belege und der
offensichtlichen Nähe von Nathaniel Gist zu den Cherokee geistert in
Literatur und im Internet immer noch die Unterstellung, Sequoyah sei
der Sohn eines deutschen "hausierenden Händlers" namens "Guess"
gewesen . Dabei wird immer die gleiche Quelle benannt:
William A. Phillips, 1870:
Harper's new monthly
magazine v.41, 1870,
page 542 ff
Weitere Informationen findet man u.a. bei: https://en.wikipedia.org/wiki/Nathaniel_Gist (Englisch)
Wer sich für die Geschichte der Cherokee interessiert: https://www.cherokee.org/about-the-nation/history/
Zahlreiche Details zur Geschichte Sequoyahs findet man
in den
Chronicles of Oklahoma Band 15, Nr. 1, März 1937.
Fazit:
Die Geschichte um "Sequoyah" zeigt, dass es einem Volk, das um 1700 in seinem Entwicklungsstand
noch als "Jäger und Sammler" eingestuft werden konnte, möglich ist, sich innerhalb von 150 Jahren zu
einer modernen Zivilgesellschaft zu entwickeln. Die Europäer haben dafür 1000 Jahre und mehr benötigt.
Außerdem kann die Geschichte der Cherokee als exemplarisches Beispiel dafür herhalten,
auf welchen Grundlagen sich die "Macht" der USA entwickelt hat:
GIER - LÜGEN - AUSBEUTUNG - GEWALT
Hunderte Verträge wurden schneller gebrochen als dass sie bekannt geworden wären.
Alle Menschen sind gleich (viel wert)? Nicht in den USA und das von Anfang an bis heute.
Die "eigentlichen" Amerikaner sind die Indigenen, alle anderen sind "nur Migranten", die von
sich behaupten, Wohlstand und Fortschritt gebracht zu haben. Letzteres kann nicht abgestritten werden,
aber es stimmt nur dann, wenn man die richtige Hautfarbe und Religion hat!