Auf seiner Englandreise 1592
hatte Herzog Friedrich bei Königin
Elisabeth I. persönlich um seine Aufnahme in den Orden gebeten. Diese Bitte blieb
vorerst ohne Erfolg und er wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet. Er
schickte später den Tübinger Hans Jakob Breuning als seinen
Sondergesandten an den englischen Hof. Der sollte die Bitte erneuern und bekräftigen.
Elisabeth I. vertröstete erneut und verwies darauf,
dass auch andere Herrscher, wie etwa der König von Frankreich, bereits auf die
Aufnahme warteten. Nach weiteren Bittschriften an die Königin ließ diese
Friedrich 1597 mitteilen, dass seine Aufnahme in den Orden beschlossen sei.
Königin Elisabeth
I. hatte ihn auf die Liste der aufzunehmenden Kandidaten gesetzt. Dies
können wir bei Shaw nachlesen.(4)
Am 6. November 1603 wurde Herzog Friedrich I. durch die
"Investitur" im Stuttgarter Schloss und der benachbarten
Stiftskirche mit einem prächtigen Festakt in die Gemeinschaft der Ritter des
Hosenbandordens aufgenommen.
Die Investitur eines Ritters des Hosenbandordens ist eine
feierliche Zeremonie, bei der ein neuer Ordensritter offiziell in den Order
of the Garter aufgenommen wird. Diese Zeremonie folgt jahrhundertealten
Traditionen und findet normalerweise in der St George’s Chapel auf
Schloss Windsor statt.
Mit der Investitur gilt man als Mitglied des Ordens und
man darf sich als solcher ausgeben und darstellen.
Voraussetzung dafür ist
aber, dass man zuvor
seinen feierlichen Schwur auf die Ordensregeln abgelegt hat. Erst danach gilt
man als
aufgenommenes Mitglied.
Für das Aufnahmenverfahren, auch für die Aufnahme
außerhalb des Königreich Englands durch sog. Stellvertreter des Könighauses, existier(t)en
genau festgelegte
Regularien, die man bei Elias Ashmole einsehen kann.
(5)
und Fußnote:)
Die Entscheidung,
Herzog Friedrich aufzunehmen, war am 23. April1597 getroffen und ihm danach
mitgeteilt worden.
Das bedeutete aber nicht , dass Friedrich ab diesem Zeitpunkt
schon Mitglied des Ordens ist. Er wurde lediglich auf den Platz 365 der
Mitgliederliste gesetzt, den zuvor ein inzwischen verstorbenes Mitglied innehatte.
(John Casimir rückte dafür auf Platz 355)
Die Königin war nicht verpflichtet, ihm die Insignien sofort zuzustellen. Sie
hätte ihn sogar wieder von der Liste streichen können. Zeitgleich mit Friedrichs
Aufnahme (23.04.1597) wurden vier weitere Anwärter auf die Aufnahmeliste
gesetzt.
In der bis dahin
existierenden Gesamtliste der "Ritter" rangierte er auf Nummer 383.
Mitglied des Ordens
ist man jedoch erst nach der sog. feierlichen "Investitur". Bei Ash lesen wir dazu:
"Installed by proxy 1604" was übersetzt bedeutet: "1604 durch Stellvertreter
aufgenommen"!
Die
englische, von Robert Spencer (1570 – 1627), dem 1st Baron Spencer of
Wormleighton (als Stellvertreter von König Jakob), angeführte Gesandtschaft war am 8. Oktober in England aufgebrochen
und weilte vom 1. bis 14. November in Württemberg. (Robert Spencer war ein
Vorfahre von Lady Diana!)
Der Herzog und Lord Spencer
sprachen vermutlich Französisch miteinander, das der Herzog aus seiner Zeit in
Mömpelgard
gut kannte, und Spencer erklärte während seines Besuchs von Tübingen, er höre
gerne Französisch, worauf einer der Tübinger Studenten eine Rede in Französisch
vor ihm hielt. Auch die erste und zweite Wiederkehr des Datums der Investitur
wurde in den Jahren 1604 und 1605 mit erneuten Festen gefeiert.
(Trotz akuter Geldnot von Herzog Friedrich!)
Die Festlichkeiten des 6. Novembers 1603 wurden noch im gleichen Jahr in
einem Kupferstich bildlich festgehalten.
Die von Johannes Magirus (1537 – 1614), dem Propst an der Stuttgarter
Stiftskirche, am 6. November 1603 gehaltene Predigt zu Psalm 68
"Die Könige der Heerscharen seind under
einander Freund" wurde gleichfalls noch 1603 in Tübingen in der
Druckerei von Erhard Cellius (1546 – 1606
der dort
auch als Professor der Poesie, Geschichte und Eloquenz tätig war, gedruckt.
Bei dem mehrtägigen Fest sind einem zeitgenössischen Bericht zufolge über 6.000
Ochsen und 140.000 Liter Wein konsumiert worden. Die Kosten von 60.000 Gulden
entsprachen einem Viertel des Landeshaushalts.(2)
Der finanzielle Aufwand zur Feier unterstreicht die
Bedeutung des Ordens für Friedrich: Seit 1599 war das Württembergische Herzogtum
nicht länger ein Afterlehen des österreichischen Herzogs. Die Afterlehensschaft
stellte einen Prestigeverlust und eine Unsicherheit für die Herrschaft der
Württembergischen Herzöge dar. Unter der Afterlehensschaft war Württemberg nicht mehr dem Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches unterstellt, sondern pro forma Vasallen der österreichischen
Herzöge gewesen.
Deshalb stellte eine Ordensmitgliedschaft einen enormen
Prestigegewinn und eine Art stille "Rückendeckung" dar.
Friedrich hat sich auf Münzen von 1593 und 1602 schon vor der vorgeschriebenen
Investitur abbilden lassen und damit so getan, als wäre er schon zum Ritter
ernannt worden.
Ob er dies wissentlich oder aus Versehen und in gutem Glauben
getan hat, bleibt dem Urteil des Lesers überlassen.
Hierzu muss man die Prägejahre 1593 und 1602 wohl verschieden bewerten.
Im Jahr 1602 hatte er ja schon die Sicherheit (seit 1597) im Orden aufgenommen
zu werden.
Die Investitur erfolgte nach einem genau festgelegten
Zeremoniell:(1)
"Nachdem die herzogliche Kinder und die
übrige Anwesenden ihren angewiesenen Platz eingenommen hatten, kam auch der
Gesandte mit dem Herold und ihrem Gefolge in das Zimmer und zog nach Verlesung
seines von dem König erhaltenen Auftrags dem Herzog das Gewand an, wobei jedoch
die Kammerjunker auch Hand anlegen durften.
Die Anlegung des Hosenbandes und
Halsketten wurden für die folgenden Zeremonie vorbehalten.
Dann nach dieser
Ankleidung ging man in die Stiftskirche. Zuerst kamen 12. Trabanten
mit ihrem Hauptmann. Ihnen folgte der Adel, Grafen und Herren, die
Kammerjunkern, die Herzogliche Prinzen, sodann der Herold, welcher das Hals-
und Hosenband, wie auch die Ordens-Statuten trug. Diesen folgte der Herzog mit
dem Gesandten und dahinter die Räte und Hofleute.
Beim Erreichen der Kirche fing die Musik unter Absingung eines Psalmen an. In dem
Chor war ein Thron für den König gestellt, vor welchem der Adel, die Grafen und
Herrn und der Herzog sich im Vorbeigehen verneigten.
Der Gesandte und Herold traten sogleich herbei
und übergaben das in violettem Sammet eingebundene Statuten-Buch, welches der
geheime Secretarius Sattler, mein Ur-Groß-Onkel, zur Hand nahm und den Herzog
aufforderte den Statuten nachzuleben. Hierauf gürteten sie dem Herzog das Hosenband an und
legten ihm die Ordens-Ketten um. Danach stellten sie sich wieder an
ihren Ort stellten und der Propst M. Johann Magirus predigte über Psalm. 68.Vers
13.
Nach der Predigt näherte sich der Herold dem Königlichen Stuhl in dem
Ordens-Habit und machte zuerst vor demselben und dem Herzog eine Reverenz.
Dieser wurde von ihm an den im Chor zugerichteten Altar geführt um das Opfer
einzulegen.
Nun begab man sich wieder in voriger Ordnung in das Schloß, wo eine
besondere Tafel für den König aufgestellt war und Speisen, Credenzen,
Fürschneiden und anderes auf Englische Weise vorhanden war,
als wenn der König
selbst gegenwärtig sei.
Auf der zweiten Tafel saß der Herzog ganz
allein, weil sonst kein Ritter gegenwärtig war.
Der Gesandte hatte auch die
dritte Tafel allein.
Die vierte Tafel war für den Herold, und die fünfte Tafel
für das Herzogliche Frauenzimmer und Prinzen gedeckt.
In einem andern Zimmer
hingegen speiseten die Grafen , Herren und Ritterschafft. So bald aber abgespeist
wurde, nahm der Gesandte von dem Herzog seinen Abschied und dieser kleidete sich
wieder aus.
Der Ueberfluß äußerte sich darin, daß da auf 30, 25, 20 und 18 Essen nach dem Unterschied
der Tafeln aufgetragen und deren jeder dreimal abgewechselt worden war, auf
eine Tafel 90 auf andere 75 und wieder auf eine andere 60 Gerichte gekommen
waren.
Von Herzog Fridrichs auf die Tafeln gekommenen Speisen habe ich keine
Verzeichnis erhalten konnen. Allerdings wird wohl der gehobelte und mit Zucker
gemachte Parmesan Kåß als etwas besonders angesehen werden."(1
- in lesbares Deutsch umgeschrieben)
Einen ausführlichen und
detailreichen Einblick in den Ablauf der Festlichkeiten vermittelt auch der
Beitrag von G. Bossert, der die Rolle der Hofkapelle des Herzogs beschreibt.(6)
Bei zahlreichen Hofterminen, vom Reichstag zu
Regensburg 1594 bis zum Ordensfest 1605 hatte die Kapelle als obersten Zweck vor
allem eine Aufgabe zu erfüllen: Die Verherrlichung des Fürsten und seines Hofes.
Denn er wollte den andern Fürsten und nicht am wenigsten den
bayrischen Nachbarn zeigen, wie stattlich seine Kapelle sei, und was sie leiste.
Die "Pflege des Schönen" musste dabei in den Hintergrund treten, urteilt
Bossert.
Beim Ordensfest hätten die Trompeter so donnernd laut geblasen,
dass die Gäste das Gefühl gehabt hätten, ihre Trommelfelle würden platzen. Auch
die Pferde seien unruhig geworden.
Erst beim festlichen Tanz (6. Nov. 1603)
mussten die Trompeten den Harfen und Lauten und dem Spinett weichen. Sie wären
nicht mehr zu ertragen gewesen.
Ein weiterer Höhepunkt für die Kapelle entstand im Sommer
1605.
Da zog Friedrich nämlich zuerst mit etlichen Musikern von
Tübingen nach Freudenstadt und von da nach Oberkirch, das ihm vom Domkapitel
Straßburg verpfändet worden war.
Zur Reise nach Italien 1599/1600 wählte der Herzog
den jüngeren Wolf Ganß, Organist, zum Begleiter (Sattler, S. 231).
(7)
Fußnote:
Ashmole, Seite 362:
"Von der Bekanntgabe einer Wahl vor dem Versenden der
Tracht.
§ 2. Hier ist zu beachten, mit
wieviel Vorsicht , mehr als beim Ersten, die Statuten von König Heinrich
VIII . vorschreiben, dass zunächst nur Briefe, die die Wahl anzeigen, und das
Buch der Statuten zu senden sind; aber nicht das Hosenband und der Mantel, bis
der gewählte Fremde , nachdem er Zeit hatte, die Statuten zu konsultieren, seine
Annahme der Verordnung bescheinigt ; und dann, und nicht vorher, ist es verfügt,
eine feierliche Gesandtschaft mit der ganzen Tracht, dem Georg und dem Kragen zu
senden:
Und in Übereinstimmung damit war die Praxis manchmal,
wie im Fall von Heinrich II., König von Frankreich, 5. Edw. VI. Emanuel, Herzog
von Savoyen, 1. und 2. Phil. und März und
in dem von Friedrich, Herzog von Württemberg, an den
Königin Elisabeth bald nach seiner Wahl Briefe schickte, und er dankte und gab
sie durch seine beiden Botschafter zurück, die das Versprechen erhielten, ihm
bald darauf die gesamte Tracht zu schicken; diese wurden ihm jedoch zu ihren
Lebzeiten nicht zugesandt.
..."
... sondern durch Lord Spencer überbracht!
Quellenangaben:
Bilder:
Landesmedienzentrum
Baden-Württemberg
(1)
https://books.google.de/books/about/Geschichte_des_herzogthums_W%C3%BCrtenberg_u.html?id=3GxHAAAAYAAJ&redir_esc=y
Google-Books stellt dankenwerter Weise die älteste verfügbare Gesamtübersicht
zur Verfügung.
C.
F. Sattler, 1772 :
Geschichte des herzogthums Würtenberg unter der regierung der herzogen,
Bände 5-6
(2)
Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, Seite 111:
Herzog Friedrich I. von Württemberg als Ritter des Hosenbandordens
in der lateinischen Überlieferung - von Walther Ludwig
Link:
https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/media/pdf/978-3-7995-9585-8.pdf
(3)
https://de.wikipedia.org/wiki/Hosenbandorden#:~:text=Der%20Hosenbandorden%20(englisch%20The%20Most,und%20einer%20der%20angesehensten%20Europas.
(4)
https://archive.org/details/knightsofengland01shawuoft/knightsofengland01shawuoft/mode/2up?view=theater
(5)
https://archive.org/details/bim_eighteenth-century_the-history-of-the-most-_ashmole-elias_1715_1/page/n11/mode/2up
(6)
Württembergische
Vierteljahrshefte für Landesgeschichte NF 19.1910 : Free Download, Borrow, and
Streaming : Internet Archive
Seite 317: Die Hofkapelle unter Herzog
Friedrich 1593 - 1608. Von D. Dr. Gustav Bossert
(7)
https://books.google.de/books/about/Geschichte_des_herzogthums_W%C3%BCrtenberg_u.html?id=3GxHAAAAYAAJ&redir_esc=y
Google-Books stellt dankenwerter Weise die älteste verfügbare Gesamtübersicht
zur Verfügung.
C.
F. Sattler, 1772 :
Geschichte des herzogthums Würtenberg unter der regierung der herzogen,
Bände 5-6
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